Trockene oder fettige Haut?
Eine gesunde Haut im Gleichgewicht produziert ihre eigene Fettcreme selbstständig. Eine zusätzliche Unterstützung durch Cremes, Salben oder Lotionen von außen ist von der Natur nicht vorgesehen. Zwei hauteigene Quellen, die Talgdrüsen und die Epidermis, versorgen die Haut mit Fetten.
Die Talgdrüsen befinden sich in der Lederhaut, also der zweiten Hautschicht und entleeren sich in die schmalen Kanäle, in denen Haare stecken. Der ausgeschüttete Talg wird entlang des Haarschafts aus dem Kanal hinaus geleitet, man spricht von Drainage. Der ausgeleitete Talg legt sich nach dem Austritt aus der sichtbaren Pore spreitend und schützend über die Epidermis.
Talgdrüsen befinden sich in großer Anzahl im Bereich der Kopfhaut, der sogenannten T-Zone des Gesichts. Zur T-Zone zählen Stirn, Nase, Kinn, der Bereich der Ohren, des oberen Rückens, der Brust und der Bereich der Brustwarzen. An Armen und Beinen sind die Talgdrüsen wesentlich dünner gesät und viel kleiner. Daher ist es möglich zwar einerseits eine fettige Gesichts- oder Kopfhaut zu haben, aber andererseits auch trockene Atme und Beine.
Im Verlauf des Lebens reduziert sich die Talgdrüsenaktivität entsprechend der reduzierten Aktivität unserer Sexualhormone. Die Talgdrüsen werden durch männliche Hormone, die natürlich auch bei Frauen vorkommen (allerdings in geringerer Konzentration), stimuliert.
Die Epidermis besteht aus vielen Lagen von Keratinozyten (hornbildende Zellen), die im Normalfall vier Wochen benötigen, um von der untersten, zellbildenden Schicht bis ganz nach oben in die nach außen abschließende Hornschicht zu münden. Auf dem Weg von der untersten bis zur obersten Schicht entwickeln sie kleine Granula, was winzigen Kügelchen entspricht, die Lipide und Eiweiß enthalten. Diese Granula werden in den Interzellularraum, also die Bereiche zwischen den Hornzellen abgegeben und bilden eine Art Kittsubstanz. Die Epidermis wird nach außen durch die Hornschicht abgeschlossen. Die Hornschicht besteht aus toten Hornzellen, die keinen lebendigen Zellkern mehr enthalten, dafür aber einen sehr robusten Schutz nach außen hin bieten. Die toten Hornzellen sind eingebettet in die Kittsubstanz, die verhindert, dass Chemikalien, Erreger, Allergene und mechanische Reize in die Zwischenräume der Zellen eindringen. Die Hornschicht verhindert zudem, dass unser Körper zu viel Wasser verliert. Ist die Hornschicht nicht intakt bzw. die fettige Kittsubstanz löchrig oder nicht funktionstüchtig, kommt es zu einem gesteigerten transepidermalen Wasserfluss, also einem Wasserverlust über die Haut. Die sogenannten epidermalen Lipide sind die Grundlage unserer Hautschutzbarriere. Wird diese Barriere durch übermäßige Waschbehandlungen, Seifen, Chemikalien und Desinfektionsmittel zerstört, entwickeln sich Austrocknungsphänomene an der Haut, Austrocknungsekzeme mit kleinen, wie craqueliert erscheinenden Hautrissen, Juckreiz, Schuppung und Rötung. Die Neigung zur Entwicklung von Allergien steigt massiv an.
Es gilt, die Balance zwischen natürlicher Haut im Gleichgewicht und modernen Vorstellungen von Körperhygiene zu finden. Da dies häufig schwer realisierbar ist, floriert die Pflegekosmetik-Industrie.
Eine gesunde Haut im Gleichgewicht hat einen seidigen Schimmer, keine Rötungen, keine Schuppungen und juckt nicht.
Menschen mit trockener Haut haben häufig auch eine trockene Kopfhaut. Die Kopfhaut fettet nur sehr langsam oder gar nicht. Es genügt eine Haarwäsche ein- bis zweimal in der Woche. Die Gesichtshaut entwickelt bei Menschen mit trockener Haut selten bis niemals Akne, da die Talgdrüsen klein und nicht hyperaktiv sind. Rein äußerlich erkennt man eine trockene Gesichtshaut daran, dass hier kein Fettglanz auf der Haut aufliegt und die Poren zart und klein wirken. Durch Gesichtswäsche, regelmäßiges Duschen und Anwendung von vielen Pflegeprodukten, kann eine Hauttrockenheit zu Tage treten, die bis dahin vielleicht noch verborgen war ist. Dann kommt es zu Spannungsgefühlen der Haut, ein Austrocknungsekzem mit Rötungen, Juckreiz und Schuppung kann auftreten.
Trockene Haut wirkt matt und ausgelaugt.
Tritt die trockene Haut im Rahmen einer Atopie auf, finden sich charakteristische, klinisch sichtbare Veränderungen, die typische Merkmale der Atopie sind. Atopiker haben eine genetische Veranlagung für trockene Haut, Entwicklung von Allergien, wie Heuschnupfen und allergisches Asthma sowie Nahrungsmittelallergien und Ekzemen, die man auch als Neurodermitis bezeichnet.
Bei Menschen mit einer Atopie treffen gehäuft bestimmte Kriterien zu, die überdurchschnittlich oft bei dieser genetischen Veranlagung auftreten. Dazu gehört, dass nicht nur die Betroffenen unter trockener Haut und Allergien leiden, sondern dass sich auch in ihrer Familie Angehörige finden, die eine entsprechende Veranlagung in ihrer Vorgeschichte aufweisen. Typische Merkmale der Atopie kann man bei Betroffenen auch an der Haut direkt ablesen.
Dazu gehören auch die sogenannten halonierten Augen, die von einem dunkleren Hof umgeben sind und die seitlich ausgedünnten Augenbrauen. Dabei ist die Brauenlinie an den Seiten kein kompakter Streifen, sondern die Härchen stehen weit verteilt und über eine breitere Fläche verteilt. Auch an den Augen findet sich häufig eine doppelte Unterlidfalte, die genetisch bedingt ist. Sie kann aber durch chronische, immer wieder auftretende Ekzeme deutlicher hervortreten.
Interessant ist auch, dass Atopiker oft einen reduzierten Würgereiz haben. Wenn andere längst würgen, so hält der Atopiker eine Rachenuntersuchung ohne mit der Wimper zu zucken aus.
Die Neigung zu Ekzemen hat mehrere unterschiedliche Ausprägungen: Dies äußert sich durch feine weiße rieselnde Schüppchen, Rötungen, Pickelchen, Bläschen oder verdickte Haut mit Juckreiz in den Armbeugen, an den Handgelenken und in den Kniekehlen. Gelegentlich sind Ohrläppchen oder·Mundwinkel eingerissen.
Beim Säugling ist Milchschorf bekannt. Dieses Kopfhautekzem bei Säuglingen sieht wie getrocknete Milch aus und hat daher seinen Namen. Es juckt stark und quält die Kinder, die dadurch sehr weinerlich sind. Der Milchschorf des Säuglings mit Neurodermitis ist nicht zu verwechseln mit den fettig gelblichen Schuppen (Gneis) vieler Babys. Gneis juckt nicht und macht dem Baby keinerlei Probleme. Die Schuppen sind fettig, weil die Babys für eine Zeit verstärkt Talg produzieren. Die Talgproduktion wird von männlichen Hormonen getriggert, die noch aus dem Mutterleib stammen (auch Frauen haben männliche Hormone) bzw. durch eine kurzfristige gesteigerte eigene Hormonproduktion. Diese Hormone stimulieren die Talgdrüsen, es vermehrt sich ein gutartiger Hefepilz in den Poren, verstoffwechselt den Talg und setzt Fettsäuren frei. Diese reizen die Haut zum Ekzem. Die typischen Ekzemschuppen sind nicht trocken, fein und rieseln, sondern fettig, gelb und groß. Wer diese Schuppen zwischen den Fingern zerreibt, kann deutlich den Fettglanz auf den Finger erkennen. Damit ist die Unterscheidung vom Neurodermitis-Milchschorf möglich.
Bei Kleinkindern verteilen sich die Ekzeme meist noch auf den Armen und Beinen im Bereich der Streckseiten, die Haut fühlt sich rau an. Häufig zeigen Kinder mit Atopie auch weißliche wolkige Hautflecken auf den Wangen, die Ausdruck immer wieder ablaufender leichter Ekzeme sind. Diese Ekzeme bräunen in der Sonne nicht mit.
Typisch bei Atopie ist das Merkmal der sichtbaren Hautspaltlinien. Bei dauerhaften Ekzemen verdickt sich die Haut und man kann die sonst kaum sichtbaren Hautspaltlinien deutlich erkennen. Diese sind Resultat einer chronischen Hautverdickung durch Entzündungszellen
Atopiker neigen zudem zu Hautinfekten wie Herpes, Dellwarzen, Warzen und Überwucherung der Haut mit Staphylokokken. Auf der Haut von Betroffenen leben auch im nicht entzündlichen Normalzustand vermehrt Staphylokokken. Sie können die Ausbildung von Ekzemen immer wieder stimulieren. Es wird daher immer wieder versucht, durch antibakterielle Pflegemittel diese Erreger zurückzudrängen. Dies gelingt gut mit Mikrosilber in Cremes, die die Hautbarriere regenerieren und neue Ekzemschübe verringern können.
Leicht selber zu testen ist der weiße Dermographismus. Wenn man bei einem Atopiker über die Haut kratzt, kann man die Kratzspuren als weiße minderdurchblutete Linien erkennen. Dies bedeutet, dass sich die Gefäße zusammenziehen und es zu einer kurzfristigen Minderdurchblutung und dabei zur Verringerung der Hautabwehr kommt. Normalerweise herrscht bei Nichtatopikem der rote Dermographismus vor. Wenn man bei einem Nichtatopiker über die Haut kratzt, kommt es zu roten Kratzspuren, da sich die Gefäße erweitern, die Durchblutung steigt und somit auch die Abwehr der Haut kurzfristig verbessert wird.